Lange schon hatte ich mir gewünscht das faszinierende Peu zu besuchen und vor allen Dingen auch mein Patenkind Roxana kennen zu lernen. Im August 2005 war es endlich soweit.
Während meiner Rundreise war auch ein Aufenthalt von anderthalb Tagen in Cusco eingeplant, den ich für meinen Besuch genutzt habe.
Zuerst sah es so aus als würde der geplante Besuch ins Wasser fallen, da meine Reisegruppe verspätet in Cusco ankam. Allein die Fahrzeit nach Pampamarca um Roxana zu besuchen betrug schon ca. sieben Stunden.
Nach einem Telefongespräch mit Senor Terrazas von PLAN Cusco, bei dem wir zu der Einsicht kamen, dass die Zeit leider viel zu kurz für einen Besuch sei zog ich mich tieftraurig in mein Zimmer zurück.
Nach etwa 20 Minuten wurde ich in die Hotelhalle gerufen und da stand Senor Terrazas mit einem Fahrer, der sich bereit erklärt hatte die ganze Strecke an einem Tag hin und zurück zufahren. Roxana und ihre Familie hatten mich ja schon an diesem Tag erwartet und man wollte auch das Kind nicht so enttäuschen. Ich war so glücklich, dass ich die Zeit bis zum nächsten morgen kaum erwarten konnte.
Morgens um 4 Uhr wurde ich abgeholt und ich war viel zu aufgeregt um im Auto noch schlafen zu können. Roxana war noch in der Schule als wir am späten Vormittag ankamen. Sie ist eine sehr gute Schülerin und träumt davon einmal Ingenieurin zu werden wie sie mir geschrieben hatte. Ich habe sie sofort erkannt, sie stand mit Freundinnen und einem Lehrer zusammen auf dem Schulhof. Wir haben uns angesehen und sofort kam sie auf mich zugerannt und wir umarmten uns. Es war ein sehr berührender Augenblick. Ich wurde dann allen Freundinnen und auch ihrem Lehrer vorgestellt. Wir wurden von allen Schülern umringt, da die Ankunft von meinen Begleitern und mir für ziemliches Aufsehen sorgte. Hand in Hand gingen Roxana und ich dann langsam zum Auto. Sie ging kerzengerade und mit hoch erhobenem Kopf und es war so ergreifend zu sehen wie sie ihre Wichtigkeit genoß, denn Sie war die Hauptperson, die Besuch aus Europa bekommen hatte.
Von dort fuhren wir dann zu ihrem Elternhaus wo ich von ihrer Mutter ebenfalls sehr herzlich begrüßt wurde. Alle Bedenken die ich auch bei Reiseantritt noch hatte, ob es richtig sei in die Welt meines Patenkindes einzudringen, verschwanden durch die Herzlichkeit mit der ich überall empfangen wurde.
Roxanas Vater war leider nicht zu Hause, da er als Bauarbeiter an einer weiter entfernten Straße arbeiten musste. Roxanas 9jährige Schwester Fabiola war noch in der Schule.
Roxana führte mich herum und zeigte mir die Tiere der Familie, den Schafsbock Pepe und auch den Stier Torro, auf den sie sehr stolz waren. Er ist der schönste Stier in der Umgebung .
Die Familie wohnt in einem kleinen Lehmziegelhaus mit zwei sehr kleinen Räumen. Nachdem wir hinter dem Haus Platz genommen hatten und uns das Fotoalbum der Familie betrachteten kamen auch die Nachbarinnen mit ihren Kindern näher und bald schon hatten wir eine Art Kaffeeklatsch. Die Peruanerinnen waren sehr interessiert an meiner Familie und meinem Leben in Deutschland auch fanden meine blonden Haare sowie meine blauen Augen sehr exotisch.
Zum Mittagessen wurden wir in das Haus gebeten und Roxanas Mutter hatte mir zu Ehren ein Festessen zubereitet. Ich weiß nicht wie Senor Terrazas es ihr erklärt hat, dass ich das liebevoll mit Blüten dekorierte Meerschweinchen nicht essen wollte. Wir habe es dann aber fotografiert damit ich allen meinen Freunden zeigen kann, dass sie mir das Beste was sie besitzen angeboten haben. Stattdessen bekam ich dann die köstlichsten Kartoffeln jemals gegessen habe. Peru ist ja auch die Heimat der Kartoffeln.
Nach dem Mittagessen wurde es auch schon wieder Zeit für den Abschied. Von Roxanas Mutter bekam ich eine traditionelle Steinschleuder überreicht und wurde eingeladen wiederzukommen und das nächste Mal länger zu bleiben.
Wir brachten Roxana zu ihrer Schule zurück und nach einer letzten Umarmung und viel Winken wurde ich wieder nach Cusco gefahren.
Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass Senor Terrazas und der Fahrer von Plan Cusco diesen Besuch möglich gemacht haben. Es war der Höhepunkt meiner Rundreise.
Es ist mir noch klarer geworden wie dringend notwendig die Arbeit von Plan ist, denn in diesen sehr armen Ländern ist es unendlich wichtig eine Schulbildung zu bekommen um überhaupt eine Chance für die Zukunft zu haben und diese auch zu gestalten.
Nachfolgend der übersetzte Brief von Roxana nach dem Besuch im PDF-Format: Roxanas Brief